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Stellungnahme vom 1.2.2012

Info an alle Petenten

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Vorstand der Mainzer Bibliotheksgesellschaft bedankt sich bei Ihnen allen sehr herzlich für Ihre Teilnahme an der Online-Petition. Da das Ende der Laufzeit bevorsteht, möchte ich Sie auf diesem Wege  über den aktuellen Stand informieren.

Zunächst konnte - auch mit der Hilfe von über 5.500 Voten im Rahmen der Online-Petition - erreicht werden, dass nach dem Stadtratsbeschluss vom 14.12.2011 die Wissenschaftliche Stadtbibliothek zunächst in den Räumlichkeiten in der Rheinallee 3 B verbleibt und die Bestände nicht auf andere Institutionen verteilt werden.

Allerdings hat der Stadtrat im Rahmen des sog. "Sparpaketes" beschlossen, der Aufsichtsbehörde eine dramatische Reduzierung der Stellen vorzuschlagen. So müssen bis zu 20 Stellen der zurzeit von 40 Mitarbeitenden besetzten 33 Vollzeitstellen, also fast 2/3, in den kommenden 12 Jahren abgebaut werden, die Erwerbungsmittel sind reduziert.

Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek wird auf diese Herausforderung mit einer grundlegenden Umstrukturierung reagieren; in mehreren Schritten müssen zunächst kurzfristig Öffnungszeiten eingeschränkt werden und bisher übliche Literaturkäufe und Abonnements mit wenigen Ausnahmen wegfallen.

Mittel- bis langfristig ist eine zukunftsfähige kleine, aber leistungsfähige Regional- und Forschungsbibliothek zu bilden.

Vorstand und Beirat der Mainzer Bibliotheksgesellschaft werden in den nächsten Monaten und Jahren im Zusammenwirken mit der Leitung des Hauses alles daran setzen zu verhindern, dass die Wissenschaftliche Stadtbibliothek in Mainz mangels ausreichenden Personals in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Über die konkreten Maßnahmen werden wir Sie auf unserer Homepage www.mainzerbibliotheksgesellschaft.de informieren.

Nochmals mit Dank für Ihre Unterstützung und mit freundlichen Grüßen verbleibe ich auch im Namen von Vorstand und Beirat der Mainzer Bibliotheksgesellschaft

Thomas Busch 
Vorsitzender

Stellungnahme der Mainzer Bibliotheksgesellschaft vom 11.11.2011

Mit großer Genugtuung haben wir gesehen, wie vielen Menschen in Mainz und in ganz Deutschland - ja darüber hinaus sogar weltweit - der Bestand und Erhalt der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz ein wichtiges Anliegen ist, dem sie durch ihre Unterschrift unter unsere Online-Petition Ausdruck verliehen haben. Bis jetzt  haben in wenigen Tagen fast 4000 Menschen unterschrieben.

Die Ampelkoalition hat sich dahingehend geeinigt, dass auf einen Umzug der Stadtbibliothek aus dem bisherigen Gebäude in der Rheinallee 3 B vorerst verzichtet werden soll. Die für einen Umzug vorgesehenen Gelder sollen in den Gebäudeerhalt fließen. Ziel der Petition, die wertvollen, zum Teil mehrere hundert Jahre alten Bestände zusammenzuhalten und sie zugleich den Nutzerinnen und Nutzer frei zugänglich zu machen, wurde erreicht. Teil des vorgesehenen veränderten Bibliothekskonzeptes ist allerdings auch, dass künftig einige Dienstleistungen entfallen werden und in den nächsten zehn Jahren der Stellenplan zu unserem großen Bedauern reduziert werden wird. Dies ist bei aller Erleichterung über die geschlossenen Beschlüsse schmerzlich festzustellen.

Das Sparpaket zur Beteiligung am Kommunalen Entschuldungsfonds des Landes Rheinland-Pfalz bedarf noch der Zustimmung des Stadtrates, die in der Sitzung am 14.12.2011 erfolgen soll.

Daher bitten wir Sie nach wie vor: Zeichnen Sie weiterhin unsere Petition und bringen Sie mit Ihrer Unterschrift Ihre Unterstützung zum Erhalt der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort zum Ausdruck, damit möglichst viele Stellen erhalten bleiben.

Stellungnahme der Mainzer Bibliotheksgesellschaft vom 3.11.2011

Die Mainzer Wissenschaftliche Stadtbibliothek ist in akuter Gefahr! Bitte helfen Sie mit, dass die historisch gewachsene Sammlung von 670.000 Büchern nicht zerteilt wird, sondern als Ganzes in städtischer Trägerschaft erhalten bleibt. 

Bibliotheken sind nicht nur Büchersammlungen, sie sind Schatzhäuser des Geistes, Zeugen der Kultur einer Stadt und Region. Dies gilt seit 200 Jahren auch für die Mainzer Stadtbibliothek, die Nachfolgeeinrichtung der Bibliotheca Universitatis Moguntinae. Ihre historischen Sammlungen bergen einzigartige Schätze: Handschriften bis ins 9. Jh., Teilbestände der berühmten Bibliotheca Palatina, Drucke aus der Kurfürstlichen Zeit, umfangreiche Bibliotheken der aufgelösten Klöster und Ordensniederlassungen aus Mainz und Umgebung, das Schrifttum der Mainzer Jakobiner, international renommierte Sondersammlungen wie das Peter-Cornelius-Archiv, die ornithologische Sammlung Moyat und die Kinderbuchsammlung Scholz-Mainz, Mainzer Drucke seit der Inkunabelzeit, das Schrifttum aus und über Mainz und Rheinhessen in größtmöglicher Vollständigkeit, die Theaterbibliothek und die historischen Fastnachtszeitungen ebenso wie die 1945 von den Alliierten separierten NS-Schriften.

Seit 200 Jahren haben Privatpersonen und Institutionen, Vereine und Schulen, ihre Büchersammlungen der städtischen Bibliothek gestiftet oder testamentarisch hinterlassen. Sie haben sich mit der Bürgerbibliothek identifiziert. Auch heute engagieren sich Buchpaten aus allen Kreisen der Bevölkerung bei der Restaurierung von historischen Druckwerken der Stadtbibliothek, weil ihnen die Erhaltung des Kulturguts in dieser Stadt und für diese Stadt ein Anliegen ist.

Will man den Zusammenhalt dieser gewachsenen Bürgerbibliothek, die den Zweiten Weltkrieg im Wesentlichen überdauert hat, nun zerschlagen, so zerstört man die Bedeutung des Ganzen und nimmt den Bürgern einen Brennpunkt kultureller Identifikation. Nur wenn man das Ganze in den Blick nimmt, erhält man den Wert und die Gebrauchsfähigkeit der Mainzer Stadtbibliothek.

Die Bibliothek muss auch in Zukunft eine lebendige Forschungs- und Regionalbibliothek sein – ihre Leuchttürme sind die historischen Bestände und die Regionalia. Damit diese Leuchttürme weiter internationale Ausstrahlung haben, brauchen sie zwingend die finanziellen, personellen und organisatorischen Voraussetzungen für Erwerbung, Erschließung, Erhaltung und den Verbleib in der Verbund-Infrastruktur des Wissenschaftlichen Bibliothekswesens.

Auch für Bibliotheken gilt, dass auf Dauer nur bleibt, was sich ändert. Aber der Stadt der Wissenschaft 2011 stände eine behutsame und umsichtige Vorgehensweise gut zu Gesicht, die der Buch-gewordenen Vergangenheit in ihrer Gesamtheit auch weiterhin eine städtische Zukunft gibt.

Für das 100 Jahre alte Jugendstilgebäude gibt es den Denkmalschutz.
Für die historische Sammlung braucht es den Ensembleschutz.
Das sollten diejenigen nicht vergessen, die unter dem Sparzwang eine Zersplitterung des Bestandes erwägen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!

Der Bestand der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz darf nicht zerschlagen werden!

Vielen Dank für Ihre Unterstützung der online-Petition!

http://openpetition.de/petition/online/der-bestand-der-wissenschaftlichen-stadtbibliothek-mainz-darf-nicht-zerschlagen-werden

Die Mainzer Wissenschaftliche Stadtbibliothek ist in akuter Gefahr! Bitte helfen Sie mit, dass die historisch gewachsene Sammlung von 670.000 Büchern nicht zerteilt wird, sondern als Ganzes in städtischer Trägerschaft erhalten bleibt.

Bibliotheken sind nicht nur Büchersammlungen, sie sind Schatzhäuser des Geistes, Zeugen der Kultur einer Stadt und Region. Dies gilt seit 200 Jahren auch für die Mainzer Stadtbibliothek, die Nachfolgeeinrichtung der Bibliotheca Universitatis Moguntinae. Ihre historischen und regionalen Sammlungen bergen einzigartige Schätze vom 9. Jahrhundert bis heute.

Seit 200 Jahren haben Privatpersonen und Institutionen, Vereine und Schulen, ihre Büchersammlungen der städtischen Bibliothek gestiftet oder testamentarisch hinterlassen. Sie haben sich mit der Bürgerbibliothek identifiziert. Auch heute engagieren sich Buchpaten aus allen Kreisen der Bevölkerung bei der Restaurierung von historischen Druckwerken der Stadtbibliothek, weil ihnen die Erhaltung des Kulturguts in dieser Stadt und für diese Stadt ein Anliegen ist.

Will man den Zusammenhalt dieser gewachsenen Bürgerbibliothek, die den zweiten Weltkrieg im Wesentlichen überdauert hat, nun zerschlagen, so zerstört man die Bedeutung des Ganzen und nimmt den Bürgern einen Brennpunkt kultureller Identifikation. Nur wenn man das Ganze in den Blick nimmt, erhält man den Wert und die Gebrauchsfähigkeit der Mainzer Stadtbibliothek.

Die Bibliothek muss auch in Zukunft eine lebendige Regionale Forschungsbibliothek sein – ihre Leuchttürme sind die historischen Bestände und die Regionalia. Damit diese Leuchttürme weiter internationale Ausstrahlung haben, brauchen sie zwingend die finanziellen, personellen und organisatorischen Voraussetzungen für Erwerbung, Erschließung, Erhaltung und den Verbleib in der Verbund-Infrastruktur des Wissenschaftlichen Bibliothekswesens.

Für das 100 Jahre alte Jugendstilgebäude gibt es den Denkmalschutz.
Für die historische Sammlung braucht es den Ensembleschutz.
Das sollten diejenigen nicht vergessen, die unter dem Sparzwang eine Zersplitterung des Bestandes erwägen.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!

Bilder der Bibliothek

Kontakt Daten

E-Mail: info@MainzerBibliotheksgesellschaft.de

Berichte aus Presse, Blogs und Newslettern

Informationen zum Thema finden Sie hier:

Aus der Presse:

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/11431064.htm

www.mainzer-rhein-zeitung.de/mainz_artikel,-Dezernentin-verteidigt-Sparkurs-_arid,344776.html

www.allgemeine-zeitung.de/region/kultur/literatur/11395018.htm

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/11324325.htm

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/mainz-gedaechtnisverlust-in-der-gutenbergstadt-11498815.html

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/11269021.htm

www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/11349635.htm

 

Aus Blogs und Newslettern:

archiv.twoday.net/topics/Bibliothekswesen/

http://digiwis.de/blog/2011/11/07/petition-zum-erhalt-der-wissenschaftlichen-stadtbibliothek-in-mainz/

www.restauro.de/blog/lebendige-bibliotheken-erhalten.html

www.uni-muenster.de/Forum-Bestandserhaltung/exec/nlarchiv-win.php

www.restauratoren.de/index.php

www.hebis.de/de/news/sonderthemen/schliessung_stadtbuech_mainz_fl.php

www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsgruppen/AG_RegionalBib/2012_Stellungnahme_AGRB_Schlie%C3%9Fung_Mainz.pdf

Meinungsbeiträge zur aktuellen Diskussion um die Erhaltung der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek

Allgemeine Zeitung Mainz, 1.12.2011, S. 10

Kurt Flasch zur Stadtbibliothek

Mainz (red). Im Streit um die Schließung der Stadtbibliothek hat sich jetzt auch der Mainzer Religionsphilosoph Kurt Flasch in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Jens Beutel zu Wort gemeldet. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen:

"Ich sage Ihnen ehrlich, das ich als alter Benutzer dieser Bibliothek und als Mann vom Fach zuerst nicht glauben konnte, dass jemand das auch nur erwägt.

Denn die Mainzer Stadtbibliothek ist eine Institution, die über Jahrhunderte gewachsen ist; sie präsentiert das intellektuelle Profil von Mainz. Ihre Schätze illustrieren keineswegs nur die Geschichte der Stadt Mainz und Rheinhessens. Sie stellen die theologische, philosophische , juristische und medizinische Entwicklung der alten Universität dar; sie belegen - gerade in der Zusammenstellung, also nicht nur im einzelnen Buch - die bürgerliche Aufklärung und die Präsenz der Arbeiterbewegung. Sie dokumentiert die literarische Kultur, lokal, national, europäisch. Sie hatte Direktoren von hohem internationalem Ruf (...) Eine jahrhundertelange Arbeit ausgezeichneter Bibliothekare würde als Gesamtwerk zerstört.

Was zusammengehört, würde zerrissten (...) Es dürfte in den Akten der Stadtverwaltung noch ein Gutachten von mir vorhanden sein, in dem ich die Eigenheit und den Wert dieser international wichtigen Bibliothek beschrieben habe.

Ich bitte Sie herzlich, ja ich beschwöre Sie, keine Entscheidung zuzulassen, die diese Kostbarkeit der Mainzer Geschichte und Gegenwart als Gesamtkomposition zerstört. Mainz hat unter Zerstörung genug gelitten."  

 

Von Dr. Franz Dumont brachte die Allgemeine Zeitung Mainz am 27.10.2001 folgenden Leserbrief:

Trauriges Ende

Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs haben die Stadtbibliothek im Grunde nicht beschädigt.  Jetzt drohen Gefahren von einer Seite, die sie eigentlich schützen sollte: der Stadt. Denn die Rathaus-Pläne, die Bestände der Bibliothek auf mehrere Standorte zu verteilen, werden der traditionsreichen und nützlichen Einrichtung den Garaus machen.

Die für viele Wissenschaften notwendige Verknüpfung des „alten“ mit dem neuen, fortgeschritteneren Wissen wird erschwert, andere Segmente werden willkürlich zusammengestellt, „Überflüssiges“ ausgesondert oder schnell entsorgt.

Die Auslagerung von circa 670 000 Büchern in leer stehende Grund- und Hauptschulen ist schon logistisch schwierig und teuer, ihre Benutzung zeitlich und räumlich ein Problem, ihre Eingliederung in die Öffentliche Bücherei verwischt die durchaus sinnvolle Grenze zwischen Forschungs- und Unterhaltungsliteratur.

Fraglich auch, was aus den Forschungsvorhaben zu alten Handschriften und seltenen Drucken wird: Gibt es Stillstand oder Projektruinen mit anschließendem Niedergang? Wer wird dieses imposante Gebäude kaufen und sanieren?

Ein Jahr lang hat sich Mainz als „Stadt der Wissenschaft“ gefeiert - jetzt dieser Rückfall in die kulturelle Provinzialität: ein peinliches, ein trauriges Ende!

Die Allgemeine Zeitung veröffentlichte am 21.10.2011 einen Leserbrief des  Mainzer Ehrenbürgers Prof. Dr. Hermann Reifenberg

Als ich 1946 an der Mainzer Universität mit dem Studium begann, belegte ich auch Veranstaltungen im Fach Buchwissenschaft bei Professor Ruppel, der zugleich Direktor der Stadtbibliothek und zeitweise des Stadtarchivs war.

Wir saßen anfangs, speziell im Seminar, in einem Zimmer der Stadtbibliothek. Es war manchmal sehr eng. Doch Prof. Ruppel bedauerte noch mehr: Die engen Raumverhältnisse der Bibliothek insgesamt sowie die dringend notwendigen Verbesserungen. Aber es war halt Nachkriegszeit. Doch dass sich das Problem bis ins 21. Jahrhundert hinzog... 

Bei jedem Direktorenwechsel hoffte man auf Besserung. Ich denke speziell an Gespräche mit Prof. Halbey, der mein Studienkollege der Anfangszeit war. Auch das gegenwärtige Konzept, an den Zollhafen auszuwandern, ist nicht die tollste Inspiration (Lage, Feuchtigkeit). Was die jüngst angedachte Zerschlagung betrifft, ist zu sagen: Der (nach der Auflösung der alten Mainzer Universität) übernommene Bücherbestand wird seit dem 19. Jahrhundert gepflegt und kontinuierlich erweitert. Er besitzt zum Teil wertvollste Einheiten und ist samt Standort Stadtbibliothek als Gesamtwerk weithin bekannt. Deshalb schaden ihm Amputationen jeglicher Art. Darum mein Vorschlag: Möge der Plan ein Thema für die Fassenachtsposse bleiben. Ansonsten müsste man wohl sagen: „Schlaf wohl“, Stadt der Wissenschaft.