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Mühlen in Mainz

Lange prägten sie das Stadtbild von Mainz und die Landschaft im Umfeld seiner heutigen Vororte. Vielzahl und Vielgestaltigkeit der Mühlen gehören zu den Kennzeichen der Mainzer Geschichte. Stets waren sie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in dieser Stadt, die von römischer Zeit an fast immer auch eine Garnison zu ernähren hatte. Günstige Bachläufe machten die Anlage zahlreicher Wassermühlen möglich. Mühlräder waren überall präsent. Die Strömung des Rheins bot zudem Antrieb für eine ganze Reihe von Flussmühlen, die erst Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden. Selbst Windmühlen suchte man zu nutzen, insbesondere zu Napoleons Zeit unter dem Präfekten Jeanbon St. André.

Von all dieser reichen Mühlenwelt ist nichts mehr erhalten. Die technische Entwicklung ging darüber hinweg. Damit ist auch der besondere Reiz dieser landschaftsverbundenen Bauten verlorengegangen, die durch ihre oft idyllische Lage und ihre eigenartige Architektur die Phantasie der Menschen beflügelte. Dichtern und Künstlern boten sie Anreiz und Inspiration, ob als Schauplatz oder Motiv.

Einem solchen Künstler, dem Mombacher Zeichner und Grafiker Hanns Pfeifer (1902-1989), ist es zu verdanken, dass diese pittoreske Mühlenszenerie zumindest in der Form seiner Zeichnungen weiterlebt. Er war sein Leben lang von Mühlen fasziniert und wollte unbedingt ihre ausdrucksstarke Formenwelt vor dem Vergessen retten. In den fünfziger und sechziger Jahren hat er viele von ihnen in Federzeichnungen festgehalten. Sie zeigen ihn als einfühlsamen und sachkundigen Künstler und Kenner.

Die Mühlen des Gonsbachtals, von Finthen bis Mombach am Bachlauf aufgereiht, lagen ihm besonders am Herzen. Gerade diese Zeichnungen wurden daher auch zu seinen Lebzeiten ausgestellt und reproduziert. Sie bilden entsprechend auch den Hauptteil dieses Buches. Unter Verwendung von Texten von Heinrich Steitz, der als Historiker die Mühlenleidenschaft seines Freundes teilte, wird jede Mühle in Bild und Text einzeln vorgestellt. Literarische Zeugnisse aus dem vielfältigen Mühlenleben, auch humoristisch und derb, ergänzen die Darstellung. In vielerlei Facetten wird so ein interessantes Kapitel lokaler Geschichte lebendig gemacht.